Ulrike Draesner

1962 / Munich

POEM UNFINISHED, FINAL VERSION

weißt du wie es ist wenn man
schleudert (das fallende laub) fragte er
mit weicher polnischer ruhe: wulkan.

die lage der kanten das porzellan
sagte er alle gegenstände des hauses
erinnerten an eigene bedürfnisse: fotos
von kindstaufen, monogramme im leinen
die federbetten aufgelegt eine blau
träumende kommode mit stolzierendem
emailpfau der wein vom hochzeitsjahr -
der anderen, noch warm ihre deutschen lippen
noch auf den gläsern der spüle. wir schämten uns
nicht des nehmens aber des sehens
so kamen wir an.
wulkan. altes lebensbild.
schichten aus mensch die sich stapeln
verknotet übergrau fruchtbar
und heiß, erstarrt - im eigenen 30 jahre
auf gepackten koffern gesessen: was fliehen
in geflohenes heißt. zersägten
das bett die anderen um zu heizen
den einen geretteten sack das holzbein
des toten bruders, ich kann ihre hände
sehen, großmutter, großvater, vater,
ihre nägel, sie hatten nicht alles
verloren fast noch alle teile
des körpers bei sich noch
etwas seele - vielleicht

man legt sich nieder und liebt sich
in europäischem gras, ein turm ragt auf
er ist nur aus eisen und rekonstruktion
das ist normal, eine straßenbahn
fährt und das herz, wulkan
huft weich gegen die wände
in einem vergangenen polnischen
stall
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