Sukirtharani


Die Fahne der Freiheit

Meines Dorfes Leib war von der finsteren
Macht der Kaste verhüllt,
in einer furchteinflößenden Nacht,
tückisch wie der Dolch eines Verräters.
Blau war der Himmel in jener Nacht.
Wie Biestmilch schimmerten die Sterne.
Sie legten mich nackt auf den Hof
meines Hauses, gefesselt, auch an den Füßen.
Licht entwich durch die Ritzen der Bambuskörbe.
Ihre schändliche Forderung,
ich solle meinen Bruder ficken,
hallte wie eine Beschwörung durch die Nacht.
Besoffen vom Schwarzwasser ihrer Herrschsucht
gruben sie einen Graben in meinen Schoß und rammten einen dicken Stock in meine Scheide.
Zu meinen Schreien führten sie die heillosen Tänze ihrer Kaste auf.
Als sie ermüdet waren vom Tanz ergossen die Männer
ihren Hass in den Kanal
und warfen meinen Körper hinein.
Im Land der Decken, die die Ohren versiegeln, des Schlafes, der die Augen versiegelt,
versank ich mit der Wut einer sich häutenden Schlange.
Einst wird am Stock der aus meiner Scheide ragt, die blutige Fahne unserer Freiheit wehen.

Ins Deutsche übertragen von Orsolya Kalasz
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