„Der 8. März nur?
Uns gehört jetzt
doch ieder Tag" -
soll das Gedicht so enden
an der verzwickten Kreuzung
ökonomischer Liberalisierung oder
sollen noch ein paar ätzend
ironische Verse zwischengesetzt werden
rebellisch und der ganze Kladderadatsch
eingefügt die Details der Übergriffe, Details
der Angst davor, umgebracht zu werden
wie üblich heutzutage
- seit wann eigentlich -
bei häuslicher Gewalt
Vergewaltigung als öffentlicher Kick
einer Weltmeisterschaft gleich.
Schrei um Schrei, Dunkelheit.
Als wäre keine Zeit vergangen
reißen Frauen Hände und Beine hoch
unterdrücken jeden Schmerzenslaut
am helllichten Tag.
Das Plakat der fortgesetzten beklemmenden
Wehrlosigkeit zeigt uns
als Menschen
aus Fleisch und Blut
es spielt keine Rolle
wer als erstes
vom Apfel naschte
Leonardo, der Schlaue
Iieß das wirkliche Leben weg
und malte uns als Geheimnis-Kladderadatsch
ziemlich simpel uns
zu Mona Lisa zu machen
oder unsere in bestialischem Blut
getränkte Unterwäsche cool
im freien Wind des Marktes
zum Trocknen auszuhängen
mit scharfen Werkzeugen brechen
wir noch immer den alten Höhlenkerker
auf lass uns deine Stimme hören
in diesem glokal kampflustigen
Getümmel das um Atem ringt
in den letzten Zügen liegt
und wieder übrig geblieben:
das Thema des 8. März
des Lebens als Frau statt Bild
des Ausbruchs aus der Höhle
Aus dem Englischen von Ulrike Draesner