Nida Fazli

12 October 1938 / Dehli / India

Auf den Tod des Vaters

Ich kam nicht an dein Grab
die Fatiha zu beten.
ich wußte
du kannst nicht sterben
der die wahre Nachricht von deinem Tod in die Welt gesetzt hat
er lügt
das warst nicht du
der Wind hat nur ein verdorrtes Blatt losgerissen
meine Augen
sind noch immer in der Erinnerung an dich befangen
nichts anderes
kann ich sehen
nichts anderes denken
die Welt, in der man dich rühmte und schmähte
sie hat sich kein bißchen geändert
deine Hände atmen in meinen Fingern
sooft ich nach Feder und Papier greife
sooft ich in meinem Sessel sitze, spüre ich darin dich
in meinem Körper das Blut kreist
zusammen mit deinen Fehlern, deinen
Mißerfolgen
In meiner Stimme verbirgt sich
dein Verstand
in meinen Krankheiten du
in meiner Hilflosigkeit du
Der auf dein Grab deinen Namen geschrieben hat
er lügt
Ich bins, der in deinem Grab liegt
du aber lebst in mir
wenn du mal Zeit hast, komm doch, eine Fatiha für mich zu beten

Aus dem Urdu übersetzt von Rainer Kimmig
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