Mihaly Babits

1883-1941 / Hungary

Zigeuner Im Armsünderhaus (German)

Einst formte ich das Gedicht mit den Fingern
meiner Hand,
wie der Herr vielleicht einen glänzend
beflügelten, gepanzerten Gliederkäfer
erfand.

Später formten es meine Lippen,
wie der Soldaten
durstige, schrundige Lippen
den Trompetenton,
den Trompetenton gefunden hatten.

Doch heute tauchen die Verse so zaghaft
auf,
so verschwommen,
wie aus den eingefallenen Augen
verschämt und zögernd
Tränen kommen.

Ich wein nicht um mich, ich hab Millionen
Brüder.
Arm sind sie, so arm! Nicht einmal in ihren
Träumen
spiegelt sich irgendwo Gutes wider.

Sie hätten gern eine Hütte im Wald, doch
das Holz
ist gesperrt. Sie sind schon auf ein
Kästchen in einem
großen, düsteren städtischen Kasten stolz.

Und sie freun sich, daß sie - wenn ihnen
alles mißglückt -
sich aus des Stockwerks Fenster stürzen
können
und ihre gute Mutter, die Erde, sie an sich
drückt.

Eine traurige Welt! Und so zaghaft singt
das Gedicht
wie der Zigeuner im Armsünderhaus.
- Husch, husch -
all ihr zuckenden, summenden,
glänzenden Käfer fort
aus dem Licht!

Was ist der Trompetenstoß wert, wenn er
nicht Wunder tut,
nicht Tote erweckt? Nur die Träne, die
Träne fällt,
und sie fragt nicht, wozu ist sie gut.
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