neben der festen stimme des ersten solisten
war die stimme des zweiten
verhalten, sanft, schön.
sie gehört seinem jüngeren bruder
schüler oder entferntem verwandten
der zu fuß zum unterricht kommt
und dem donnerlied des ersten solisten
seit jeher sein echo nachschiebt.
wenn der erste solist sich im dickicht
schwerer figuren verliert
seine tonleitern weit übersteigt
und sich auflöst in kosmischer unhörbarkeit
bleibt der nebensolist auf grund und boden des kehrreims zurück
als sammle er ein, was der sänger zurückließ
als erinnere er ihn an die eigene kindheit
als er noch ein blutiger anfänger war.
wenn die stimme des ersten solisten in der höchsten oktave versagt
ihn die eingebung verlässt und die euphorie sinkt
seine stimme zu asche zerfällt
dann kommt dem solisten von irgend woher
die stimme des nebensolisten zupass.
manchmal begleitet er ihn auch bloß
um ihm zu sagen, dass er nicht allein ist
und dass ein einmal gesungener raga
auch wiederholt werden kann.
wer seine stimme zurückhält
wer nicht versucht, den andern zu überschallen
der ist kein versager
sondern in aller menschlichkeit zu verstehen.
Übersetzung: Ulrike Almut Sandig