Lalnunsanga Ralte


Lieber Baruk

Lieber Baruk,
oft hab ich sie mir vorgestellt, die Sonnenuntergänge, von denen Du schriebst,

Wie sie mit einem zufriedenen Seufzer untergehen,
eintauchen in den weißen Sand des Gokarna Strandes,
wie sie die Schatten in die Palmen übergehen lassen.

Oder jene andere Sonne, die Du jetzt down under siehst,
wie sie über Demo-Schildern untergeht, den Aeto Square besetzt.
Hältst Du noch immer an, um hinzuschaun?
All diese Untergänge, so fremd und vertraut
wie der Tod.

Ich hab gehört, dass auch bei uns die Sonne manchmal untergeht.
Aber während wir nach Hause hasten, uns hübsch machen
für die Kirchen und Vereinsausschüsse,
haben wir sie immer schon verpasst.
Bei uns gibt es nur grelles Licht und weiße Wände,
von einer schnöden Sonne verhöhnt,

die es nicht schert, dass die Welt schlecht ist und untergeht,
dass wir unsere kleinen Leben leben, wertlos, leidend.
Dagegen bieten wir Gebete an, im Viererpack, im Glauben:

Dass Viel viel hilft. Baruk, ich frag mich manchmal,
ob Gott vielleicht gar nicht hier drinnen wohnt
sondern da draußen, beschäftigt mit seinem Sunset-Business.

Übersetzung: Christian Filips, nach Interlinear-Übersetzungen von Joshi Yasharee, gemeinsam mit dem Autor
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