Der Morgen glänzt so mild und klar,
Die Sonn' auf flammenden Altar
Hat weithin Opfergluth entzündet,
Es rauscht und klingt der kühle Rhein,
Er singt mit lauter Stimme drein,
Die sel'ge Sabbathfeier kündet.
Wie ist so wunderbar sein Klang,
Wie ist so rührend sein Gesang,
Den keine Erdensprache singet,
Und den, so weit die Sonne geht,
Doch jedes Menschenherz versteht,
Und der Jahrtausende schon klinget.
Er singt nur alte Melodien,
Die Berg' umher begleiten ihn,
Die Höh'n, vom Rebenlaub geschmückt;
Die grünen Wälder jauchzen Preis,
Vom Felsenkulm zum kleinsten Reis
Stimmt Alles in sein Lied, entzücket.
Und dort aus grüner Welle ziehn
In schönem Zug die Nachen hin,
Die festlich auf dem Strome glänzen;
Entblösten Haupts die Pilger stehn,
Die rothen Kirchenfahnen wehn,
Voran das Kreuz mit Blumenkränzen.
Und in des Stroms, der Berge Lust,
Ertönt der Psalm der Menschenbrust,
Die's drängt zu gläubigen Gebeten;
Bis endlich Kahn nach Kahn zum Strand,
Ein schwimmend Kirchlein, sich gewandt,
Die Pilger an das Ufer treten.
Vor Unkel wird ein Schiff geschaut,
Gar zierlich in den Strom gebaut,
Von Blumen, und von grünen Maien;
Wo flüchtig sich zu Wand und Dach
Viel helle Wimpel mannigfach,
Gezweig und bunte Seide reihen.
Die weißen Häuser sind umstellt
Mit einem grünen Laubgezelt,
Und große, duft'ge Blumenbogen
Von rother Ros' und Güldenklee,
Von blauem Veil und Lilienschnee,
Sind schmuck von Thor zu Thor gezogen.
Vom Kirchthurm tönet Glockenschall,
Vom Chor herab der Orgel Hall,
Rings der Gesang der frommen Menge;
Denn weit bis in die Straße hin
In dichter Reih' die Beter knie'n,
Der Andacht wird der Raum zu enge.
Als nun der Kahn festhält am Seil,
Ziehn hin zur Kirch' in langer Zeil'
Aus allen Gegenden die Frommen,
Die in des ros'gen Morgens Strahl,
Andächt'ge Waller allzumal,
Auf klarer Fluth hierher geschwommen.
Aus einer Brust nun schallet hier
Zur Höh' »Herr Gott dich loben wir!«
Von allen Wegen, allen Stegen;
Der Weihrauch steigt, die Kerzen sprühn,
Die tiefbewegten Herzen glühn,
Der Priester spricht dem Volk den Segen.
2. Dichtergruß.
O Land am Rhein, so wonniglich,
Die Hand des Herrn behüte dich!
So ruf' auch ich dir zu beim Scheiden.
Bewahr' dir Gott den frischen Muth,
Das leicht bewegte Jünglingsblut;
Viel gab dir die Natur an Freuden!
Nie rühr' an dich des Franken Hand,
Um in dein Herz, o deutsches Land,
Den eignen Unbestand zu tragen.
Ein deutscher Strom bist du, o Rhein;
Deutsch ist dein Brod, deutsch ist dein Wein,
Deutsch sey dein Schwert, kommt's einst zum Schlagen.
Und Frauenminne, treu bewahrt,
Und Männerfreundschaft, stark von Art,
Als deutsches trägst du sie ja eigen.
Ist deiner Sprache süßer Laut
Nicht deutschen Dichtern anvertraut?
Stolz darfst du deine Sänger zeigen! -
Drei sitzen dort an deinem Strand,
Ich grüße sie mit Herz und Hand,
Ein Spielmann auch in deutschen Gauen!
Am Rolandseck den Knappen gut,
Mich dünkt, es stamm' aus Volkers Blut.
So wacker ist er anzuschauen; -
Und der aus tiefstem Bergesschacht
Manch' goldnen Hort herausgebracht,
Der drin Jahrhunderte geschlafen; -
Und ihn, der mit siegreichem Klang
Jüngst Tristan und Isolde sang,
Wie sie in Lieb' und Leid sich trafen:
Sie alle grüß' ich nach der Reih';
Es ist noch jüngst durch diese drei
Viel Liebes mir, dem Gast, geworden.
So schlingt durch alles deutsche Land
Um wackre Sänger sich ein Band,
Vom Rhein bis zu der Donau Borden!