Jeet Thayil

1959 / Kerala, India

Absichtserklärung

Deine Lippen bewegen sich von der Sonnenseite zum Selbstmord in einem Klick.
Du bist schneller als jeder Heckenschütze.
Du weißt, wann du auf den Boden fällst und liegen bleibst.
Wenn du rausgehst, stehen Armeen auf oder sterben durch den Blick deiner Augen.
Deine Söldner haben jedes Alter, jedes Geschlecht und jede Religion.
Nichts Gemeinsames haben sie: außer einem Bild von dir,
das in geheimen Medaillons getragen, eingebrannt in ihren ausgelöschten dritten Augen, oder in den Achselhöhlen tätowiert bis zum Haaransatz und zwischen den Zehen.
Wenn du dich anschaust im Spiegel, während du geküsst wirst, pflückt das Glas
seine Augen, denn kein anderes Bild wird je genügen.
Du wirst geküsst, wieder und wieder. Du wirst immer geküsst.
Du wirst von einem Kuss geweckt und schläfst nach einem Kuss ein. Dazwischen, Küsse.
Du erzählst deine Träume so sanft mit betäubter Stimme,
die zu einer anderen Welt gehört.
Deine Stille ist lang und glazial, die Eiszeit verschmelzt den Kontinent mit deinem Atem,
deine Tränen bedeuten das Ende aller Jahreszeiten.
Manchmal, auf einer Rolltreppe, wenn du mit dir selbst sprichst,
stürzen deine ungesagten Worte einen Fremden in Trauer.
Deine Kraft ist nachhaltig und biologisch abbaubar.
Dein Grün wird Plastik überleben.
Du hast die Elektrizität erfunden. Die Stromnetzte gehören dir.
Sie erleuchten deine Pracht, sichtbar von Raumschiffen und Satteliten.
Wenn du die Stadt verlässt, flüstert der Wind auf den Straßen deinen Namen.
Ah, sagt er. Kang. Sha.
Niemand kann deinem Einfluss entkommen.
Einmal, fast verrückt, hab ich es versucht, aber das Gras war zu hoch gewachsen.
Und die Sterne fielen aus ihren Bahnen.
Und Gott atmete ein letztes Mal aus.
Und jeder Glaube auf dieser Welt war verloren.

Ins Deutsche übertragen von Sylvia Geist and Tom Schulz
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