Eduard Duller

18 November 1809 – 24 July 1853 / Vienna

Das Mahl auf dem Heidelberger Schlosse

Zu Heidelberg im Schlosse sitzt froh im schönsten Saal
Der Pfälzer Kurfürst Friedrich beim stolzen Siegesmahl;
Auch die gefangnen Grafen sie sitzen mit am Tisch,
Da setzt man, köstlich duftend, vor Beide Braten und Fisch.

Es schäumt in goldnen Kannen der goldne Rebentrank:

„Den Becher" - rief der Kurfürst - „bring' ich dem Sieg zum Dank!
Sieg, sey mir treu vor allen, wie meine Pfalz so treu!
Wie meint ihr, gute Grafen, ob ich verlassen sey?"

Stumm blicken beide Grafen auf's goldene Geschirr;
Gar üppig schmeckt der Braten. - „Was denkt ihr Herrn von mir?" -

So ruft der Kurfürst freundlich - „Bin ich ein schlechter Wirth?
Ich hab' euch eingeladen und sicher hergeführt." -

„Mit Nichten!" - spricht Herr Ulrich - „Ihr haltet guten Tisch;
Gar würzig schmeckt der Braten, gar köstlich lockt der Fisch;
Nur Brod allein vermiss' ich; das Brod würzt Speis' und Trank …"

Da spricht im Zorn der Kurfürst: „Das nenn' ich schlechten Dank!"

Und von dem Mahle geht er an's offne Fenster hin,
Die Gäste folgen staunend; er spricht: „Seht den Gewinn!
Schaut hin auf alle Felder, die ihr zu früh gemäht;
Jetzt faßt euch selbst die Sichel, die ihren Herrn verräth!
Speist doch vom lockern Brode der Saat, die ihr zerstört!
Ei, werdet satt vom Segen, den euer Schwert verheert! -
Euch duften zwar andre Speisen, das Brot fehlt euch allein;
Doch Mancher seufzt und betet: wär' nur ein Krümchen sein!

Ihr stolzen Herrn und Grafen! Was gilt Euch Volk und Land? -

Wär Gott nicht da, zu strafen, ihr legtet wohl die Hand
Nicht blos an Brot und Saaten, nein, an des Volkes Mark!
Doch Gott im Himmel richtet und meine Faust ist stark.

Ihr Gäst' an meiner Tafel, laßt euch nicht stören mehr!
Füllt an die goldnen Becher; der meine, seht! ist leer.

Und vollgeschenkt auf's Neue, bring' ich's dem Volke aus;
Das Volk hat Lieb' und Treue, der Leu bewacht sein Haus!"
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