Und dann war Sommer. Ganz in Wiesen stand
Das weiße Haus, umschmiegt von Rosenranken.
Von tiefem Summen zitterte das Land
Bis zu der Wälder schattenblauen Flanken,
Indessen Wind den gärend-hellen Brand
Reifender Saaten kühlte und von schwanken,
Wispernden Rispen warme Wölkchen stäubte
Fruchtbaren Duftes, welcher fast betäubte.
O Himmel über uns, zerfließender Opal!
Im Grase liegen, wie auf einer Zille
Dahingetragen, und nur manches Mal
Aufschaun, wenn wolkenfern der weh und schrille
Schrei kreisender Bussarde, fein wie Stahl,
Ein Äderchen der schläfernd-süßen Stille
Durchschneidet — und aus Träumen sich besinnen,
Daß uns kein Strom, kein Nachen trug von hinnen.
Und wandern, wenn die Wälder müde sind
Und, sickernd durch der Wipfel dunkle Bauschen,
Das rote Gold an Stämmen niederrinnt,
Mit jedem Schritt versinken in das Rauschen
Gehäuften Laubes, wie ein ängstlich Kind
Plötzlich erschauern und ein Wild belauschen,
Die sanfte Tierheit solchen stummen Wesens
Wie Lust verspürend nahenden Genesens.
Dann, durch den blauen Rauch der Wiesen hin,
Schritten wir still zu unserm Haus in Rosen.
Die Gräser bogen sich vor unsern Knien,
Und deiner liebevollen Hände Kosen
Glitt über ihre kühlen Spitzen hin,
Indessen letztes Licht sich in die losen
Spielenden Falten weißen Kleides schmiegte
Und in dem Dämmer um dein Haupt versiegte.
Und schlafen gehen, Worte voller Duft
Von aufgelösten blonden Frauenhaaren,
Trunken von Mondenlicht und Abendluft,
Die kühl und geisternd drin gefangen waren!
O schlafen gehen, Worte voller Duft
Weicher Gewirke, die von zarten, klaren,
Belebten Schultern zögernd niederflossen,
Noch voll der Wärme, welche sie umschlossen.
In dies Gelöstsein, diese Müdigkeit
Wohlig erschöpfter und durchsonnter Glieder
Stieß nie der Sinne jähe Lüsternheit
Wie eines Geiers grelle Gier hernieder:
Wir waren keusch wie Tiere, deren Zeit
Noch nicht gekommen, und wie Kinder wieder,
Indessen über Hügel fern herüber
Der Schein der Stadt erglühte, rot wie Fieber.