Wieder ist ein Tag zu Ende,
Immer noch die alten Wände
Dauern ringsumher;
Doch die Nacht hat viel verborgen,
Und vielleicht schon morgen, morgen
Steht die Welt nicht mehr.
Altes hin, noch nicht das Neue,
Falsch von gestern heute Treue,
Gut ward schlecht und schlecht ward gut.
Und das Herz kann sich nicht halten
An dem hingesunknen Alten,
Und zum Neuen fehlt der Mut.
Nicht der Mut, es auszudenken,
Nicht der Mut, sich ihm zu schenken,
Nur des Glaubens Mut.
Denn soviel sie tun und treiben:
Mensch scheint eben Mensch zu bleiben,
Und das ist: nicht gut.
Fertige die eigne Achse,
Um dich selber schwingend, wachse,
Herz, aus deinem Raum!
Willst du, daß es besser würde,
Trag auch einmal fremde Bürde,
Andres kannst du kaum.
Ach, mit noch so vielen Rechten
Macht man Freie nicht aus Knechten
Und nicht Glück aus Leid.
Wer die Menschheit will beglücken,
Muß sich Mensch zum Menschen bücken,
Sonst ist alles Eitelkeit.
Also ist der Tag zu Ende.
Falte deine alten Hände
Wieder einmal zum Gebet.
Rein sind sie dir mitgegeben,
Rein bewahre sie durchs Leben —
Und geh schlafen; es ist spät.