Mein Frühling schwand; so mag der Sommer kommen!
Noch hab' ich leicht des Wegs ein gutes Stück.
Was Jahr und Tag an liebem Trug genommen,
Gab reifende Erkenntnis reich zurück.
War doch, was dämmernd sich und traumverschwommen
Ankündigte, nur selten Wert und Gück.
In klaren Mittags rüstigem Beginnen
Ist höheres Genügen und Gewinnen.
Auch für den Dichter. Seiner Priesterstrenge
Ziemt nicht nur Traumes rätselratend Spiel.
Die Menschheit achtet nicht der eitlen Klänge
Gepflegter Sätze ohne Blut und Ziel.
Sie will, daß einer all ihr Kreuz umschlänge
In Liedes Inbrunst und nicht allzuviel
Vom eignen Weh und Wesen Worte mache,
Sich selbst zu nah und fremd in ihrer Sache.
Nicht, was sich irgendweit in abgelegnen
Bereichen künstelnden Gefühls begibt,
Sich selber will sie im Gedicht begegnen,
Ihr Allgemeines, wie sie ringt und liebt,
Ihr eigen Irren zwischen Fluch und Segnen,
Ihr Gut und Bös, gewogen und gesiebt;
Im Ewigmenschlichen will sie den Meister,
Das Seltsame ist für begrenzte Geister.
So tu dich auf, mein sommerlich Gelände!
So rausche, mittags feierlich Geläut!
Hell wogen rings der Saaten goldne Brände,
Und sind auch rote Mohne eingestreut,
An Schlaf gemahnend und an Wirkens Ende,
Noch bin, noch wachse ich durch Leid und Freud',
Noch sing' ich gern dem heiteren Gedränge,
Doch auch im Abgrund finde ich Gesänge.