Und draußen war ein grüner Sommermorgen.
Die greise Gräfin mit dem Silberscheitel,
Die weißen, kühlen Alabasterhände
In ihres Kleides schwarzem Schoß gefaltet,
Saß gegenüber mir beim Tee und sprach . . .
Und sprach von milden, blassen, fernen Dingen,
Von Myrtenkränzen, die in Goldhaar welkten,
Vom Hörnerjubel längst vergeßner Jagden,
Von reicher Feste längst vergilbten Bannern,
Und sprach von Stimmen, die das Leben brach,
Von Lachen, das verklang, und Tränen, längst gestillt,
Und immer war's, als suchten ihre Blicke
Die Dinge rings, die Bilder an der Wand,
Als fragte sie in liebreich leiser Zwiesprach
Die stillen Augen nachgebliebner Toten:
"Nicht wahr, so war´s?" — und hörte ihre Antwort.
Und draußen war ein grüner Sommermorgen
Es huschten frohe Strahlen auf den Tisch
Und ruhten funkelnd auf dem bleichen Silber
Der altverzierten, ehrwürdigen Kannen
Und draußen, auf dem Mamorflur der Halle,
Wie Morgenglöckchen in den blassen Frieden,
Erklangen plötzlich helle Kinderstimmen.
Da waren sie auch schon und hatten schnell
Die weißen kühlen Hände sich erobert
Der Knabe und das Mädchen, gold und braun.
Wie glühte in der weichen Glieder rund
Nach reinem Schlaf der ungeduldige Trieb
Die jungen Kräfte spielend zu verbrauchen !
Und waren diese Händchen nicht gemacht,
Das Sonnenlicht wie Falter zu empfangen,
Und dieser Kinderaugen blauer Brunnen
Nicht übervoll, der Seelen Durst zu stillen - ?
Da sind sie längst entschlüpft, und ferne schon
Wie Morgenglöckchen in den blassen Frieden,
Erklingen ihre hellen Kinderstimmen.
Die greise Gräfin mit dem Silberscheitel,
Die weißen, kühlen Alabasterhände
In ihres Kleides schwarzem Schoß gefaltet,
Sann ihnen nach und lächelte und schwieg . . .
Und draußen war ein grüner Sommermorgen.