Die Armen sind geboren wie andre aus Mutterleibern
und Geist und Körper und Sinn sind wie der anderen Menschen,
und Frühling und Nächte und Sonne und Duft der Blumen gelten
wie allen auch ihnen, und doch ist alles anders, wenn es
den Armen begegnet: Geborenwerden und Sein und der Frühling,
Not wird alles für sie. Das Menschliche zur Bedrängnis.
Nur Zeichen dürfen sie tun, nicht wirkliches Leben verbringen:
Labsal an ihren lippen wird Bitternis. Die Freude
zur Sorge, die liebe zur Angst und Kinder zum Hunger und Fluche.
Sie müssen die Reichen seh'n, wie sie achtlos verscheudern
zu Lust und Vergnügen, zur Tötung der Langeweile,
was ihnen mangelt, womit sie erretten könnten ein Liebstes,
vielleicht von Krankheit, vom Tode! - Sie müssen immer sehen!
Doch jene können die Armen fliehen - sie können sie meiden -
und fliehen sie nicht, so ist es doch nur das Geld, das die Armen
besucht, das Geld, nicht die Herzen! - Wer Geld hat, kann sparen am Herzen,
er braucht nicht zu zahlen mit sich, er braucht nicht zu opfern
mit sich. Er kann in die Tasche greifen - loskaufen sich vom Erbarmen,
vom Dienen von Mensch zu Mensch, vom Aufwand der köstlichen Stunden.
Er kann sein Leben verlängern durch Geld, dem frohen Genuss.
Aber die Armen müssen immer zahlen mit sich, mit ihrem
Vorhandensein zu eigenem Zweck, mit Freiheit, Sonne
und Frühling. Sie haben nicht Weib, nicht Kind, nicht liebe und Freude,
und haben sie manchmal Geld, so wird es für sie nur höchstens
Notpfennig, Angst des Verlustes oder ihrer entwöhnten,
der Freude entwöhnten Sinn Versuchung, zusammenzudrängen
in eine rasche Minute lichtlosen Lebens lange
Entbehrung. Darum ist alles für die Armen so anders.
Sie dürfen nur Zeichen tun, als lebten sie, dürfen nicht leben
und haben nicht Herd und Heim, nicht Gold, nicht Freude und Sonne,
nur Sorge, nicht Weib und Kinder, nicht Blumen, Freiheit und Frühling,
nicht Herzen zu eigenem Zweck. Mit allem müssen sie zahlen.