Anton Wildgans

17 April 1881 - 3 May 1932 / Vienna

Die Menschen, die in den Höfen wohnen

Die Menschen, die in den Höfen wohnen,
sind arm und selig in ihrer Weise
mit karger Luft und dem bisschen Sonne,
und sie sprechen gedämpft und lachen leise.
In den weiß gestrichnen Fenstern stehen
alltägliche Blumen in braunen Töpfen,
und hinter den Blumen, mit reichen Zöpfen,
sitzen die Frauen und Mädchen und nähen,
lassen von ihren geneigten Köpfen
nur die schimmernden Kronen sehen.

Aber des Abends aus ihren Stuben
steigen die Mütter zum Brunnen nieder,
und die kleinen Mädchen und Buben
singen uralte Kinderlieder,
singen, und wissen nicht, dass sie rühren,
bis die Mütter das Spiel beenden
und die Zögernden an den Händen
zu den Wiegen und Betten führen.

Die Menschen, die in den Höfen wohnen,
sind arm und selig in ihrer Weise,
mit karger Luft und dem bisschen Sonne,
und sie sprechen gedämpft und lachen leise.
Ihre Geschicke sind klein bemessen,
ranken sich wie stille Reben,
und es ist, als hätte das Leben
und als würde der Tod sie vergessen.
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