Für diese Niere, hochverehrte Frau,
Bin ich verpflichtet Ihnen für mein Leben!
Fürwahr, Sie nehmen Jesu Wort genau:
Seliger als zu nehmen sei zu geben.
Ich freilich hielt es lieber umgekehrt
Und fraß die Niere auf mit Putz und Stengel,
Und dachte mir, des Besseren belehrt:
Wahrhaftig, diese Frau ist doch ein Engel!
Und sann und überlegte weiterhin:
Wie kann ich dieser Frau die Güte lohnen?
Da kamen unwillkürlich mir zu Sinn
Der Niere eigentliche Funktionen.
Sie siebt und keltert, was die Kreatur
An Flüssigkeit aufnimmt in ihren Magen,
Um diese wieder ohne Eiweißspur
Als klares Wasser redlich abzuschlagen.
Und wie es heißt im Alten Testament:
Am Glied, mit dem du sündigst, wirft du büßen,
Wenn mit der Hand, wird Hand dir abgetrennt,
Wenn mit dem Fuß, so straft dich Gott an Füßen.
So eben kann man sagen: an dem Glied,
Mit dem du wohltust, wirst du triumphieren!
Und also, edle Frau, ersehnt mein Lied
Für Sie die allerbeste aller Nieren!
Es fließe, was Sie trinken, spielend ab,
So klar wie Bernstein, goldgelb wie Tokaier!
Nie trübe Ihnen jemals bis zum Grab
Den Harn das ominöse Weiß der Eier!
Nie bilde Zucker sich, wo er nicht soll!
Nie rieche faulig, was Sie von sich geben!
Ein reichlich Maß, hoch bis zum Rande voll,
Erziele stets Ihr nächtliches Bestreben!
Nie quäle katharrhalisch Sie ein Zwang,
Von dem man meint, er müsse einen spalten!
Nie überkomme Sie ein jäher Drang,
Dag auszulassen, was der Mensch soll halten!
Mit einem Wort: was es an Segen gibt,
Fleh' ich herab auf Ihre werte Niere,
Und mit dem Spruch: Es neckt sich, was sich liebt
Verbleib' ich harnergebenst stets der Ihre.