Eine große Hure ist gestorben.
Sie besangen Dichter, sie bedachten Denker,
Mächtige der Erde, Schlachtenlenker,
da sie blühte, haben sie umworben.
Gattinnen verbissen Schmerz und Wut
ihrethalben in verwaiste Kissen.
Freunde lernten Freunde hassen, Blut
floss um Liebespfänder, ihr entrissen.
Im Getümmel, das sie andrang, Glied an Glied
auf dem Feld beschmutzter Frauenehre,
die auf sie gezückten Männerspeere
riss sie an sich als ein Winkelried.
Auf dem letzten Schrägen liegt sie nun,
ein Kadaver, eingeschrumpft zum Kind:
Süße Mumie, wo sind
jetzt die Kavaliere, die aus deinen Schuh'n
den Champagner tranken? - Fort wie Wind.
Von dem Siechenhaus des Dorfs, aus dem sie kam
einst als junges Blut ins große Leben,
humpelts, hüstelts: Triefaug, Blöd und Lahm -
wollen ihr die letzte Ehre geben!
Gähnend gürtet sich das Zingulum
der Kaplan zum Dienst der Bettelleiche.
Keine Kerze brennt im Heiligtum
für den Sarg aus imitierter Eiche.
Vaterunser plärrt ein Pfründnerweib,
ohne Trinkgeld läutet faul der Türmer,
und im Schachtgrab rüsten schon die Würmer
zu dem Schmaus an ihrem Elendsleib.